Frankfurt, November 2020 – Irland ist nicht nur als Reiseland beliebt, sondern auch wegen seiner Spezialitäten. Im Gefolge der Pandemie gehen auf der Insel nun auch das Kunstgewerbe und der Food-Sektor vermehrt den digitalen Wege zu ihren Kunden: per Selbstvermarktung und mit einem einfallsreichen Versandhandel. Internet und Online-Handel haben die Welt näher zusammenrücken lassen.
Natürlich gehören Whiskey und Irish Stout längst zum Sortiment der internationalen Verbrauchermärkte. Doch so manch liebevolles Präsent oder nettes Souvenir ist hierzulande nicht direkt greifbar, wenn es aus regionalen Angeboten und von lokalen Manufakturen stammt – es sei denn per Direktbestellung beim Erzeuger. Den Verbrauchern und Irland-Fans öffnen sich dafür immer mehr Bezugsquellen.
Hintergrund
Nach den Einbrüchen im Tourismus und den ihn begleitenden Handel mit lokalen Produkten, haben irische Kleinkunst, lokales Kunstgewerbe und die heimische Kulinarik neue Wege gefunden: Überlebenswege aus der Nische – per Selbstvermarktung und abseits der merkantilen Plattformen der Big Player. In einem engagierten Kommentar proklamierte die Irish Times, „Buy local“ sei in diesen Zeiten für die irischen Konsumenten ein Kategorischer Imperativ. Im Blick waren nicht nur die kleinen Selbständigen und lokalen Erzeuger, sondern auch das Kunstgewerbe. Irlandfans können sich dem online anschließen: Buy local – by international order.
Hier sind kreative Ideen und Adressen von Direktvermarktern irischer Produkte aus den unterschiedlichen Branchen und Regionen, und eine Liste, um dranzukommen:
1 Fashion
Modisch, rustikal und ursprünglich
Schon im 19. Jahrhundert versuchten irische Frauen, heimische Produkte überregional zu verkaufen: zu Fuß. „The Needle Path“ lief von der Insel Aranmore quer durch die Bogs and Rocks von West-Donegal zum Markt von Glenties, wo sie ihre Strickwaren den Wiederverkäufern anboten. Viele ihrer Erzeugnisse gingen nach England. Als das „Museum of Modern Art“ in New York 2017 eine viel beachtete Ausstellung über jene 111 Kleidungsstücke eröffnete, die die Mode der zurückliegenden 100 Jahre maßgeblich beeinflusst haben, gehörte Irish Knitwear wie selbstverständlich mit dazu: allen voran der Aran Pullover.
Für Modemacher und Modebewusste war das nicht überraschend. Schon in den 50er-Jahren, als Grace Kelly auf dem Cover der „Vogue“ mit einem Aran Pullover zu sehen war, hatte der Hype begonnen. Jeder musste nun einen haben. Zumal alsbald auch Fotos von Steve McQueen, Marilyn Monroe und Chris Evans eindeutig belegten: bekennende Träger von Irish Knitwear haben es einfach wärmer an kalten Tagen.
Heute zählt der wetterfeste Wollpullover für Damen und Herren – besonders von den sturmumtosten Küsten am Wild Atlantic Way – unbestritten zu den Klassikern unter den Mitbringseln aus Irland. Bekannt sind vor allem die Manufakturen in Donegal wie Rossan Knitwear in Glencolmcille oder den Aran Islands – Aran Islands Sweaters, Aran Islands Knitwear oder Aran Sweater Market – draußen vor der Galway Bay. Ihre heutigen modernen Designs entlehnen sie den komplexen traditionellen Strickmustern, die einstmals so typisch für bestimmte Familie der Fischer, Farmer und Torfstecher waren. Ihre grobe fettige Wolle hielt die Leute während der Arbeit draußen bei nasskaltem Wetter warm und trocken. Moderne Kreationen kommen heute mit geschmeidigeren und weicheren Wollmischungen für die modischen Sweater daher.
Viele Stilelemente sind dieselben geblieben. Doch Irish Fashion ist nicht allein auf klassische Vorbilder fixiert, wie hochtalentierte Designer überall auf der Insel zeigen: Namen wie Simone Rocha, Richard Malone und Paul Costelloe, aber auch Orlagh McCloskey, Richard Quinn oder Natalie Coleman stehen für moderne Kreationen, inspiriert von der irischen Landschaft, Geschichte und Kultur.
Aktuell macht die Tweed Flat Cap Karriere: einst mit der Arbeiterklasse in Irland und Großbritannien assoziiert, ist die wollene Schirmmütze heute ein stylisches Accessoire der modebewussten Männerwelt. Zu ihren zeitgenössischen Liebhabern gehören Harry Styles, Prince William, David Beckham und Brad Pitt.
Für das kreative Kunstgewerbe stehen z.B. Anke und Eugene McKernan, ein deutsch-irisches Ehepaar aus der herzlichen Mitte der Insel am Shannon (Co. Clare). Sie haben sich seit langem schon auf die Fertigung von Schals spezialisiert. Mit handgewebten Produkten starteten die beiden 1985 ihr Unternehmen. 1995 wurden die Handwebstühle durch eine 120 Jahre alte gusseiserne Webmaschine ersetzt. 2012 kam die erste Strickmaschine hinzu. Heutzutage verkauft das Familienunternehmen seine modischen Designs in ausgewählten Boutiquen, Concept Stores und Museumsläden in ganz Irland, aber auch in Europa und den USA. Ausdruck der schönen künstlerischen Gestaltung sind Farbe und die hohe Qualität der Textilien mit einem irischen Twist.