Frankfurt am Main, 10. August 2021 – Wenn man in Cork den River Lee überqueren möchte wird nahezu jeder Fußgänger unweigerlich über eine bestimmte Brücke gehen. Diese 66 Meter lange und 160 Tonnen schwere Verbindung der Nord- und Südseite der Stadt kommt architektonisch leicht daher und hat für ihr einfaches und gewichtoptimiertes Design bereits Auszeichnungen erhalten. Eine weitere Besonderheit offenbart sich aber erst auf den zweiten Blick – am Rand der Brücke ist eine Plakette angebracht, die auf die Namensgeberin der Brücke hinweist: Mary Elmes.
In Cork geboren, war Mary Elisabeth Elmes im französischen Perpignan karitativ für die Quäker tätig. Sie wurde dabei Zeugin der prekären Notlage, der jüdische Flüchtlinge in den Internierungslagern in den Pyrenäen ausgesetzt waren. Sie wurde Mitglied der jüdischen OSE-Organisation um Dr. Joseph Weill und Andrée Salomon, durch deren Einsatz bis Mitte August 1942 Kinder legal aus den Lagern entlassen werden konnten. Als ab dem 11. August Deportationen von Juden aus dem Lager Rivesaltes über Paris nach Auschwitz begannen, entließen die Nazis keine weiteren Kinder mehr aus dem Lager. Daraufhin schmuggelten Mary Elmes und ihre jüdischen Kollegen die Kinder aus dem Lager und brachten sie in Sicherheit.
Mary Elmes wurde durch die Eröffnung der nach ihr benannten Brücke in Cork am 9. Juli 2019 eine weitere Ehrung zuteil. Der „Mary Elmes Prize“ für Holocaust-Studien durch den „Holocaust Educational Trust Ireland“ ist ebenfalls nach ihr benannt. Und auch in Israel selbst erfuhr sie Würdigung für Ihre Taten: An der Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem wurde 1962 der „Garten der Gerechten“ angelegt und eröffnet. Mit dieser Würdigung der „Gerechten unter den Nationen” ehrt die „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust" all jene nichtjüdischen Menschen in der Welt, die in den dunkelsten Stunden der Geschichte ihr Leben riskierten oder opferten, um Naziverfolgten zu helfen. Zu diesen „Righteous Among the Nations“ zählt die Irin Mary Elmes. Sie wurde als erste Irin für die Rettung von über 400 jüdischen Kindern geehrt. Zuvor hatte sie mit der „Légion d'honneur“ die höchste zivile Auszeichnung in Frankreich erhalten. Irland gedenkt im Jahr der 100-jährigen Unabhängigkeit seiner tapferen Frauen.
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