Frankfurt am Main, 4. Mai 2021 – Der Irish Coffee ist beinahe ebenso legendär wie seine Entstehung. Um die ranken sich viele Geschichten, die meisten sind falsch. So war es etwa nicht das „Buena Vista“ in San Francisco, das den Irish Coffee kreiert hat. Es hat ihn international bekannt gemacht. Okay. Aber erfunden wurde er auf der grünen Insel, von Joe Sheridan am irischen Flughafen Foynes im County Limerick. Heute ist dort das Flying Boat Museum, unweit des Shannon International Airport.
Es muss Anfang der 1940er-Jahre gewesen sein. Da wartete nach einer Zwischenlandung in Irland eine Gruppe Passagiere vom Kontinent auf den Weiterflug. Diese Luftbrücke war noch nach dem Krieg der transatlantische Luftweg in die Vereinigten Staaten. Am Shannon wurden die Maschinen vor dem Überseeflug noch einmal gewartet und aufgetankt. Das dauert halt. Joe führte damals das kleine Restaurant am Flugfeld. Es war ein regnerischer kalter Abend, wie er in Irland zuweilen vorkommt, heißt es.
Die Leute waren ein wenig unterkühlt. Die Stimmung auch. Und Joe wollte ihnen etwas Gutes tun. War es nun ein Fehlgriff, weil Joe einen Hot Toddy kredenzen wollte und den Whiskey versehentlich in den Kaffee goss statt in heißes Wasser? War es eine spontane Eingebung, dass er einem scheinbar verkorksten Mixgetränk eine Sahnehaube verpasste, weil da noch Creme vom Appletart übriggeblieben war? Feststeht, es blieb nicht bei einem Heißgetränk an jenem Abend und es war seit diesem Tag auch nicht das letzte, das Joe den Leuten als „Gaelic Coffee“ verkaufte.
Die Leute waren jedenfalls begeistert, und es machte die Runde, dass die Iren so einen verdammt gut gelaunten Kaffee kochen. Und als dann noch Stanton Hill Delaplane – ein Reporter vom San Francisco Chronicle – am Shannon Airport einen vorgesetzt bekam, gab es kein Halten mehr. Stan, der 1942 den Pulitzer Preis gewonnen hatte und im „Buena Vista“ ein und aus ging, wusste die aromatische Mischung sehr zu schätzen. Kein Wunder. Der Mann hatte 1933 bis 1936 als Schreiber beim „Apéritif Magazine“ angefangen und hatte Stil und Geschmack. Es bedurfte nicht viel, um Jack Koeppler, dem seinerzeit das Café Buena Vista gehörte, zu überzeugen: gezuckerter heißer Kaffee, ein Schuss Irish Whiskey und on Top steif geschlagene Sahne. Jack trieb dies später zur Perfektion, nachdem er 1952 selbst nach Irland gekommen war, um die genauen Zutaten heraus zu bekommen. Daher galt das Buena Vista lange Zeit als Erfinder und Ursprung des Irish Coffee. Das stimmt so nicht. Über San Francisco ist er aber international bekannt geworden: als irische Kaffeespezialität. So war das!
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