Frankfurt am Main, 2. März 2021 – Ein Fichtennadelschaumbad ist offenbar nichts dagegen. „Waldbaden“ heißt die ganzheitliche sinnliche Erfahrung für Körper, Geist und Seele. Zugegeben, es ist keine Erfindung der Kelten, wenngleich diese die Bäume hoch verehrt haben. Und man wird auch nicht unbedingt nass dabei, selbst in Irland nicht. Nein, das „Shinrin Yoku“ entstammt vergleichsweise junger japanischer Tradition. Sie fügt sich bestens in die tradierte irische Wertschätzung für den Wald als metaphysischen Ort. Als eine äußert populäre Wellness-Methode im fernen Osten zielt die meditative Praktik auf eine Erneuerung des Selbst im achtsamen Kontakt zu den Bäumen. 2012 wurde an japanischen Hochschulen das Fachgebiet „Forest Medicine“ eingeführt.
Vom 21. bis 27. März ist „National Tree Week“ in Irland. Sie rückt alljährlich die Bedeutung der Bäume und Wälder in das öffentliche Bewusstsein – und jährlich nachdrücklicher. Die grünen Oasen haben schließlich einen unschätzbar hohen Erholungs- und Freizeitwert für unsere Gesellschaften. Neben liebgewonnenen Aktivitäten wie dem Wandern sind es gerade auch die neuen Inspirationen, die unsere Sinne dafür schärfen: Seilgärten etwa wie der „Zipit Farran Wood“ am Südufer des Inniscarra in County Cork. Der Farran Forest verbindet auf 45 ha Wald sportives Erleben mit sensitiver Naturverbundenheit.
Diese Rückverbundenheit zur Natur und die Wertschätzung von Bäumen entstammen in der Tat keltischer Kultur. Archäologen datieren etwa die irischen Apfelbäume zurück bis 1100 v. Christus. Die Wunsch- und Feenbäume bezeugen bis heute die uralte Tradition eines pantheistischen Weltbildes. Diese einzeln stehenden Bäume haben magische Bedeutung. Als „Fairy Thorns“ – oft Hagedorn oder Weißdorn – stehen sie als Landmarke an Steinkreisen und prähistorischen Stätten. Der Fotograf Mike Hartwell hat zusammen mit Dinah Browne und Andy Smith eine Enzyklopädie besonderer Bäume in Nordirland zusammengestellt. In Birr Castle, County Offaly, zelebriert „Giants Grove“ die Erhabenheit der Redwoods.
Anlassgemäß weisen uns etliche Initiativen in Irland auf die Bedeutung der Wälder hin, nicht nur aus touristischen Gründen. Der Wald- und Tierpark „Wild Ireland“ in Donegal erzählt von der Abholzung des gemäßigten maritimen Regenwaldes in Irland. Nach Jahrhunderten ungebrochener Abholzung ist überall auf der Welt Wiederaufforstung dringend nötig. Denn Bäume haben als CO2-Senker existenzielle Bedeutung auch im Kampf gegen die menschengemachte Erderwärmung. Wälder sind die Lunge der Welt. Das Projekt „One Million Trees in One Day“ steht für Wiederaufforstung auf der gesamten Insel Irland. Seit 2011 wurde die erste Million schon gepflanzt. Jetzt geht es an die zweite. Die Initiative „Plant-for-the Planet“ stammt aus Deutschland und geht um die Welt. In Irland wurde die Idee vom „Easy Treesie Project“ aufgenommen.
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