Frankfurt am Main, 23.6.2022 – Er gehört zu Irlands meistbesuchten Sehenswürdigkeiten und wird seit 1732 ununterbrochen genutzt – doch nun muss der Long Room, Dublins berühmte Bibliothek im Trinity College, umfassend restauriert und renoviert werden. 90 Millionen Euro werden die Arbeiten im Long Room mit seiner imposanten Eichendecke und zwei Ebenen mit Bücherregalen, die mit einigen der ältesten und wertvollsten Bände Irlands beladen sind, kosten. Bis Oktober 2023 werden die Vorarbeiten dauern, ehe dann die Pforten für mindestens drei Jahre komplett geschlossen werden.
Die Bibliothek, die jedes Jahr von bis zu einer Million Menschen besucht wird, sollte seit längerer Zeit repariert werden, der Brand in der Kathedrale Notre Dame in Paris im Jahr 2019 mahnte die Verantwortlichen erneut zur Dringlichkeit. Ein Großteil der Bemühungen wird sich auf die Erhaltung des historischen, bearbeiteten Holzes konzentrieren, das einen Großteil des Innenraums der Bibliothek und der Fensterrahmen ausmacht, sowie auf die Verbesserung des Brandschutzes und der Maßnahme zum Schutz der wertvollen Büchersammlung. Die Kosten für die Arbeiten an dem irischen Nationalschatz werden zum Teil von der irischen Regierung (25 Millionen Euro) sowie dem College und privaten Spendern (65 Millionen Euro) übernommen.
Die Besucher kommen in Scharen in die Bibliothek, Dublins zweitbeliebteste Touristenattraktion-Attraktion für ausländische Touristen nach dem Guinness Storehouse. Zu den ausgestellten Schätzen gehört das bekannte Book of Kells – ein aufwändig gestaltetes Evangelium aus dem 9. Jahrhundert, das wohl wichtigste erhaltene Relikt aus Irlands frühchristlichem goldenen Zeitalter. Insgesamt umfasst die 65 Meter lange Bibliothek auf zwei Stockwerken rund 200.000 Bücher.
Jedes einzelne dieser Bücher wird nun mit einem speziell modifizierten Staubsauger abgestaubt, vermessen und auf seinen Zustand überprüft. Die Daten werden dann mit den Angaben im Katalog des Long Room von 1872 verglichen. Anschließend wird jedes Buch mit einer eigenen Radiofrequenz-ID versehen und in eine spezielle Schachtel gelegt, die mit einem entsprechenden Strichcode versehen ist. Insgesamt werden auf diesem Weg rund 700.000 Bücher, Manuskripte, Büsten und andere Artefakte erfasst und in ein klimatisiertes Lager verlegt – entsprechend trägt die Mammutaufgabe auch den Titel „The Great Decant“.
Wenn die Ausstellungsstücke verlegt sind, geht es für die Spezialisten an die eigentliche Arbeit im Long Room. Dabei kämpfen sie gegen die vier natürlichen Feinde Zeit, Feuchtigkeit, Umweltverschmutzung und Feuer. Bei der Brandabwehr geht es unter anderem darum, potenzielle Brände zu unterdrücken, ohne den Büchern zu viel Schaden zuzufügen. Um den unvermeidlichen Verfall der Bücher zu verlangsamen und sie vor Staub und Säurepartikeln zu schützen, werden für jeden Band neue mikrodünne Schutzhüllen entwickelt. Entsprechend dicker werden die Bücher, so dass die Regale weniger Exemplare fassen werden und somit neu geordnet werden müssen.
Um das touristische Erlebnis so lange wie möglich zu erhalten – eine wichtige Einkommensquelle der Universität – werden die Regale, die für die Besucher am sichtbarsten sind, als letzte geleert. Das Book of Kells und andere kostbare Artefakte werden vorübergehend in der Druckerei des Colleges aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt, bis ein erweiterter Ausstellungsraum unter dem modernisierten Long Room fertig ist. Wissenschaftler können weiterhin Long Room-Bücher aus den Lagern außerhalb des Campus abrufen.
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