Frankfurt am Main, 7. September 2021 – Rotbraun schwemmt ihn die See ans Ufer, in langmähnigen Büscheln und Stauden wächst er in den gezeitenabhängigen Uferzonen des Atlantiks an der Küste Irlands: Seetang. Wenn von „Meeresfrüchten“ die Rede ist, so sind Tang und Algen die wohl greifbarste, weil ufernaheliegende Frucht des Meeres: eine im wahrsten Wortsinne natürliche Aquakultur – wenngleich vielfach vollkommen vergessen. „Dulse“ (von Irisch duileasg) nennen die Iren den Tang, englisch „seaweed“ oder „kelp“. Er ist so irisch wie die Kartoffel und wird roh, als Smoothie, im Scone oder auch zur Pasta genossen.
Doch Tang hat im zurückliegenden Jahrzehnt eine wahre Renaissance erfahren. Ja, er ist aufgestiegen zur Delikatesse. Dr. Prannie Rhatigan aus Sligo hat die vielseitigen Qualitäten des atlantischen Seetangs über Jahre hinweg erkundet. Sie hat Seaweed als Superfood wiederentdeckt und seine Zubereitung perfektioniert. Ihr Kochbuch „Irish Seaweed Kitchen“ gilt heute als der Universalratgeber für alle, die Seetanggerichte (wieder) entdecken und in die tägliche Küche aufnehmen möchten: mit sehr ausgefallenen und ungewöhnlichen Rezepten sogar.
Paula McIntyre, Autorin und Leiterin von Slow Food Nordirland, erklärte in einer ihrer Kochshows auf BBC den Aufstieg der frisch geernteten süßen Algen zum Superfood aus dem aktuell veränderten Ernährungsbewusstsein: „In den letzten Jahren haben Küchenchefs und Feinkosthersteller einen wahren Run auf Tang- und Algengerichte ausgelöst.“ Dabei ist McIntyre sich sicher: „Dulse ist Trend, weil Tang das Nahrhafteste ist, was wir essen können. Die Iren sind sich dessen wieder bewusst geworden.“
Die Wiederentdeckung der Algen macht bei den Küchen indessen noch lange nicht Halt. Sie erobert zugleich auch die Schönheitspflege und inspiriert die Wellnesskultur: Algenbäder, Algenkuren und Kosmetika aus Algen sind voll im Trend.
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