Frankfurt am Main, 10.01.2023 – Vor zehn Jahren war Derry~Londonderry „The City of Culture“, die Kulturhauptstadt des Vereinigten Königreichs. Seitdem ist die aktive kulturelle und friedvolle Entwicklung der kleinen Grenzstadt in Nordirland immer weiter vorangeschritten. Sie ist das ungebrochen engagierte Anliegen ihrer Bürgerinnen und Bürger. Augenfälliges Zeugnis der Verbindung ist zweifellos die Peace Bridge. Mit 235 Metern Spannweite und ihrem markanten Rechts-Links-Schwung ist sie von auffallender architektonischer Schönheit: ein allgegenwärtiges Symbol und ein modernes Wahrzeichen der Stadt. Offiziell seit dem 25.6.2011 verbindet die Fahrrad- und Fußgängerbrücke die ehemaligen Kasernengebäude am Ebrington Square auf der einen Seite des River Foyle mit dem Stadtzentrum auf der anderen Seite.
Als quasi doppelte Hängebrücke ist sie ein Sinnbild des wachsenden Zusammenhalts der teils gegensätzlichen Kulturen in den protestantischen und katholischen Teilen der Bevölkerung: Sie ist Ausdruck der Verbundenheit, der Gemeinsamkeiten und gegenseitiger Angewiesenheit. Die beiden gegenläufig aufgestellten baugleichen Elemente der Brücke bilden quasi ein inverses Brückenpaar: jedes leichthin an einem der zwei Pylone aufgehängt und erst gemeinsam ein funktionaler, brauchbarer Baukörper.
Länger noch als die Peace Bridge gehört St Columba(n) (7. Dez. 521-9. Juni 597) zu Derry~Londonderry. Er ist der Schutzheilige der leidgeprüften Stadt. Als ihren kulturellen und befriedenden Beitrag zur „City of Culture“ hatten die örtlichen Kirchengemeinden 2013 den Columba Heritage Trail konfessionsübergreifend angelegt. Dieser führt genau über die – vergleichsweise junge – Peace Bridge und die Mauern der alten Walled City aus den Jahren 1613 bis 1619. Und er verbindet damit praktisch nicht nur das Ost- und Westufer von River Foyle, sondern fügt auch die katholischen und protestantischen Gemeinden symbolisch zusammen. Der Columba Heritage Trail verbindet die Kirchengebäude der verschiedenen Konfessionen: Katholiken, Protestanten, Presbyterianer und Methodisten. Für Einheimische wie für Besucher der Stadt ist er ein Weg der respektvollen Annäherung an die vormals brisante Geschichte einer Unterdrückung mit vorgeschobenen religiösen Motiven: ihre Überwindung ist so aktuell wie nie. Gerade wegen und trotz gewaltsamer Vorkommnisse, die zuweilen an die Kluften dieser Gesellschaft erinnern. Man redet nicht gerne darüber. Aber man verschweigt sie auch nicht. Wichtiger ist das gemeinsame friedvolle Miteinander in einer ideologisch geteilten Stadt, die das Image der Troubles längst überwunden hat.
“People view us differently; they now see Derry as a place to come and see. In the past, people may not have believed they would be safe coming to Derry.
Die Menschen sehen uns inzwischen anders. Sie betrachten Derry als eine Stadt, wo man hingeht und sich umsieht, während die Leute in der Vergangenheit noch glaubten, sie wären nicht sicher in Derry.
Martin Reilly, former SDLP Mayor of Derry
Das St Columba Fest startet übrigens traditionsgemäß immer Anfang Juni in der Walled City. Es ist auch 2023 Höhepunkt eines breit angelegten ganzjährigen Kulturprogramms. Dieses zieht die Besucher aus allen Teilen des Landes an, dies- und jenseits der politischen, wenngleich offene Grenzen. Denn verbindend ist Derry~Londonderry auch grenzüberschreitend: hier nämlich stoßen die großen touristischen Routen zusammen: der irische Wild Atlantic Way und die nordirische Causeway Coastal Route. Derry~Londonderry verbindet.
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