Frankfurt am Main, 18.04.2023 – Irland überrascht seine Besucher immer wieder, nicht zuletzt durch seine gute Küche. Vielleicht sollte man sagen: durch seine guten Küchen. Denn neben bodenständigen Restaurants und der Haute Cuisine unter Michelins Sternenhimmel, zwischen Pub Food und Straßenverkauf finden Touristen auf der grünen Insel grundsätzlich alles, was das Herz begehrt, und den Gaumen verwöhnt: Essen und Trinken für jeden Geschmack, jedes Budget und auf jedem Niveau, flüssig und fest.
Mag sein, dass die international inspirierte schicke und angesagte „hippe“ Küche eher in den großen und größeren Städten zu finden ist: in Dublin und Belfast, in Galway und Cork. Mag sein, dass im so genannten „rural Ireland“ – draußen auf dem schönen Land – eher die „traditionelle Gastronomie“ zuhause ist, weil sie nicht nur die Touristen, sondern vor allem auch das breite einheimische Publikum bedient. Aber genau das ist ihr Qualitätsversprechen, denn sie umsorgt Reisende wie auch eigene Stammgäste, die man das ganze Jahr über gerne wiedersehen möchte. Und „hipp“ ist ohnehin nicht unbedingt jedermanns Geschmack und hat oft auch nur eine begrenzte Haltbarkeit.
„Traditionell – aus Grannies Kitchen“ besitzt ganz bestimmt den höheren Verbreitungsgrad. Ihrem Image gemäß hat diese ländliche Küche sogar ein paar Vorschusslorbeeren und Zutaten im Topf, die aus den guten alten deftigen Mahlzeiten von zuhause stammen. Oftmals schöpfen sie ihren regionalen Vorteil von „Frische“ aus „saisonalen lokalem Anbau“, bestenfalls von „um die Ecke“. Ausprobieren ist halt immer angesagt: zuhause und auf Reisen.
Natürlich ist „natürlich“ in. Wie sonstwo in der westlichen Welt werden auch in Irland die Produkte aus der rationalisierten Agrarindustrie vermehrt kritisch betrachtet. „Regionale Erzeugnisse“ haben auch hier Konjunktur. Doch deren – vergleichsweise kleines – Angebot muss erst einmal erzeugt bzw. angebaut werden: erschwert biologisch und obendrein nachhaltig. Kokosmilch fällt da zum Beispiel raus und wie nachhaltig sind Avocado und Tomate eigentlich? Die hiesige „Alternative Landwirtschaft“ wächst und gedeiht. Doch sie muss einen Ertrag liefern, den die Kunden auch zu zahlen bereit sind. „Local“ ist gewiss so ein Kriterium, nach dem man die Bedienung fragen kann.
Esskultur hat immer auch mit Lebensstilen zu tun. Fleischkonsum steht ja nicht umsonst derzeit weltweit zur Diskussion. Vegetarische Gerichte haben denn auch in Irland so gut wie überall ein Plätzchen auf der Karte erobert. Auch vegane Gerichte stehen hoch im Kurs. Und ausschließlich vegetarische bis strikt vegane Restaurants gibt es natürlich auch: tatsächlich vorwiegend in den Zentren.
Die Modernisierung der globalen Welt mit „internationaler Küche“ ist auch in Irland zweischneidig: Sie inspirierte die nationale Küche mit den „Raffinessen des Kontinents und der weiten Welt“ und sie verfeinerte mit Genuss die „einfachen, typisch irischen Gerichte“. Sie hat andererseits aber auch zur Einebnung der Ess- und Kochkultur geführt: zu Fast Food und Fast Kitchen, zu Kebab, Burger und Pizza. Asiatische Küche ist nicht allein mehr den Städten vorbehalten.
Was am Rande der atlantischen Welt auf der grünen Insel auf den Tisch kommt, sind Lamm und Rind, seltener Schwein. Fangfrischer Fisch und geräucherter Lachs, Meeresfrüchte, Austern und Muscheln sind in den meeresnahen Restaurants nur zu empfehlen. Fish’n‘Chips gibt es zwischen gut und besser: zwischen dem „High Tide“ in Kinsale, County Cork, und „Morton‘s“ in Ballycastle, County Antrim. Nicht zuletzt um die beste sahnige Seafood Chouder konkurriert man fast überall auf der Insel. Womit wir bei den Suppen wären, die in vielen Pubs, Bistros, und Cafes serviert werden: cremige Gemüse- und Kartoffelsuppen, die als „Soup of the Day“ mit frischem Sodabrot und Butter gereicht werden. Immer willkommen als ein kleiner Genuss zum Lunch oder zum Dinner vorab. Die Nachspeisen sind üppig, die Kuchen wunderbar süß. Frisch kreiertes Eis ist der weithin unbekannte Geheim-Tipp in Irland.
Bliebe noch zu erwähnen, was an Getränken auf den Tisch kommt. Kaffee und Tee zum Frühstück, Coffee to go den ganzen Tag. Bier in allen Farben, Geschmacksrichtungen und Umdrehungszahlen von blondem Lager, goldenen IPA, rotem Ale und schwarzen Stout. Irischer Whiskey kommt – auch als Irish Coffee – gewiss am Abend nach dem Essen infrage. Ein Tasting in einer der vielen neu gegründeten Destillen ist ebenso wenig zu verachten wie ein Workshop rund um das Seaweed, die Gin-Herstellung oder das Irish Baking.
Jeder hat die Wahl. Gesund soll es sein. Und schmecken. Guten Appetit! Enjoy!
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