„Doire, my own oak grove“ – St. Colmcille bei seiner Rückkehr nach Derry
Frankfurt am Main, 4. Mai 2021 – Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wo Vergebung ist, entsteht Versöhnung. Die City von Derry~Londonderry schaut auf ein reiches christliches Erbe zurück. Niemand Geringeres als Saint Columban gilt als Schutzpatron der „Walled City“. Wer die Stadt und ihre dramatische Geschichte verstehen will, wandelt zuweilen auf steinigen Pfaden: mitten hinein in den historischen Konflikt zwischen Republikanern und Inionisten. Er ist unauslöschlich eingebrannt in die Geschichte der Stadt und verankert im kollektiven Gedächtnis der Gegenwart: spätestens seit den gewalttätigen Zeiten der Troubles bis zu den Tagen des Handshake und des Karfreitagsabkommen am 10. April 1998. Weniger Schlagzeilen machten indes die 25 Jahre der friedlichen Annäherung seitdem – erst jetzt, wo sie wieder gefährdet werden, wird ihre große Bedeutung bewusst. Insofern wurde auch Saint Columban wiederentdeckt: als verbindende historische Figur über die Konfessionen hinweg.
Als kultureller Beitrag der örtlichen Kirchengemeinden zur „City of Culture“ wurde 2013 der „Columba Heritage Trail“ angelegt. Er verbindet die Kirchengebäude der verschiedenen Konfessionen: Katholiken, Protestanten, Presbyterianer und Methodisten. Doch ist er weniger für Kirchgänger oder Pilger gedacht. Und er ist auch kein Bußweg, sondern eher ein kontemplativer Pfad. Sowohl für Einheimische als auch für Besucher ist er ein Weg der respektvollen Annäherung an jene vormals brisante Geschichte einer Trennung. Vor allem ist er ein Schrittmacher zu deren Überwindung und zur Versöhnung im Angesicht der gemeinsamen christlichen Wurzeln und Werte.
Indem er die Peace Bridge einbezieht, erhält der „Columba Heritage Trail“ weitere Symbolkraft. Denn allein durch die physische Verbindung des Ost- und Westufers von River Foyle fügt er die katholischen und protestantischen Gemeinden zusammen. Er benutzt zudem Teile der einst trennenden Stadtmauer. Über sie führte – in der prä-reformatorischen Vorzeit – der ursprüngliche, der panchristliche Pilgerweg in die Bischofsstadt. Damit verknüpft der Pfad Vergangenheit und Gegenwart und gibt den Heutigen die Gelegenheit zur Rückbesinnung und Reflexion: Er will helfen, die Wunden und die Verletzungen zu heilen, die die Gemeinden hier wie dort erfahren haben. Damit bietet der Trail – gerade auch als Selbstläufer – etwas ganz Besonderes: Er fokussiert das gemeinsame christliche, kulturelle und historische Erbe der Stadt und gibt Hoffnung für die Zukunft.
Eine Statue des großen christlichen Missionars – geschaffen vom Künstler Niall Bruton – steht im St Columb‘s Park. Sie ist der Startpunkt des Rundgangs. Eine animierte Karte des Trails mit einer Beschreibung der einzelnen Stationen steht im Web. Der spirituelle Pfad zur Versöhnung ist ein Selbstläufer, der politische Friedensprozess in Nordirland der einzig gangbare gemeinsame Weg. Er braucht Weggefährten und Unterstützer. Heute wieder mehr denn je.
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